Abruzzo, Az. Agr. Masciarelli und Edoardo Valentini
Der meistgesuchte Wein Italiens ist nicht etwa der Sassicaia, Solaia, Giovanni Conternos Monfortino oder gar Gajas Sorì Tildin, nein der "verrückteste" von allen ist unbestritten der Montepulciano d'Abruzzo vom „re del vino dell'Abruzzo“, von Edoardo Valentini. Den gibt's nur in ganz kleinen Mengen, fast schluckweise wird er von Freundesgruppen gekauft. Über diesen unbequemen Weinkünstler kursieren nicht ganz so viele Gerüchte wie Flaschen, die er produziert. Eine ist besonders amüsant: Als der renommierteste Journalist aus der amerikanischen Weinzunft, Robert Parker jr. bei Valentini unangemeldet an der grossen Eingangstüre klopfte, wurde ihm kurzerhand die Türe vor der Nase zugeschlagen, mit dem Kommentar: "un altro di questi giornalisti americani che vogliono soltanto venire a prendersi un campione gratuito ....!" Se non è vero è ben trovato ! Jedenfalls könnte Valentini modernen Marketingexperten eine Lektion erteilen, wie man sich mit einem noblen Negativimage und einem qualitativ ausserordentlichen Produkt zum Marktführer macht. Rieben Weine ist natürlich froh und ein bisschen stolz darauf, als einziger nördlich der Alpen überhaupt Valentini Weine anbieten zu dürfen.
Aber mit diesen homöopathischen Dosen wollte ich mich in einer der zukunftsträchtigsten Regionen der italienischen Weinbaukultur natürlich nicht zufrieden geben. Eine Valentinialternative musste gesucht werden. In San Martino sulla Marrucina, im Hinterland von Pescara, am Fusse des Gran Sasso wurde ich fündig. Dort führt Gianni Masciarelli einen kleinen Familienbetrieb. "Facciamo solo grandi cose!" sagte er scherzend aber selbstbewusst bei unserer ersten Begegnung. In der Gegend wo die besten Pastafabriken stehen (Del Verde, De Cecco etc.) hat es nicht nur sauberes Gran Sasso Wasser, das für die Pastaproduktion scheint's so unerlässlich ist wie das schottische Highland Wasser für die Produktion des Malt Whisky. Ein sehr mildes Mikroklima muss Masciarelli die Produktion ausserordentlicher Traubenqualität ermöglichen. Seinen Montepulciano d'Abruzzo Villa Gemma lässt er nicht in den handelsüblichen Barriques, sondern in speziell angefertigten 100 Liter Fässchen mit Holz aus dem Massif central heranreifen - "UNA BOMBETTA" ist das Resultat. Dann eine Spielerei von Giannino: ein bewusst sehr korpulenter nicht elegant vinifizierter Cabernet Sauvignon: so richtig zum Beissen! Zu einer deften Spaghettata geeignet ist sein normaler Montepulciano d'Abruzzo annata.