Piemonte - Quinto Chionetti
Ein kompromissloser Fan authentischer Weine bin ich. Der Dolcetto kann (noch) ein solcher sein. Er ist aber in der Schweiz zu wenig beliebt. Eigentlich ist er Lokalkolorit. Er sollte in den Hügeln der Langa getrunken werden, meinen viele Piemontesi. Das sollte sich ändern, bin ich seit langem der Meinung. Immer wieder mal habe ich viele Musterflaschen degustiert – wirklich überzeugt hatte mich nie eine. Das hat sich nach dem ersten Besuch bei Quinto Chionetti geändert. Kein Zweifel: er hat seine 12 Hektaren Reben, von denen die ältesten über 50 Jahre alt sind, auf der Sonnenterrasse in der Fraktion San Luigi in den besten Lagen in Dogliani zur Verfügung. Und er lässt die Natur walten, im Rebberg wie in der Cantina. Die grossen alten Piemonteser Weinbauern wie Giovanni Conterno, Teobaldo Cappellano, Bartolo Mascarello, Bruno Giacosa oder Beppe Rinaldi werden immer seltener. Chionetti Quinto ist noch jung: „ho solo 82 anni e mi sento come un giovinotto quando sono nella vigna“, begrüsste er mich, als er aus seinem alten “cinquino” Fiat 500 ausstieg, nachdem er die kurvenreiche Strasse nach den Einkäufen und dem morgendlichen caffè in der Bar in Dogliani hochgefahren war. Vita lunga möchte man ihm wünschen. Seine Dolcetti sind schon jetzt unüblich langlebig – und er will noch viele Ernten einfahren. Ich habe grosse Freude, dass wir die Weine des Grand Old Man des Dolcetto in der ganzen Schweiz verteilen dürfen.