De gustibus non est disputandum!
Care amiche, cari amici del buon vino
Eine Zeitlang türmten sich bei mir im Büro immer mehr Weinzeitschriften, Weinführer und Weinfachbücher. Darin werden Weine gepriesen, marktschreierisch verkauft und bis ad absurdum bewertet. Dasselbe Produkt ist bei den einen ausgezeichnet, bei andern mittelmässig und bei wieder andern gar miserabel . Von unreifen bis reifen, natürlichen oder gar künstlichen (!) Walderdbeeren, Him- oder Preisselbeeren, von Nüssen, Mandeln was auch immer welcher Herkunft, von Zimtaromen, Lakritzen, etc. ist da die Rede, Sandelholz oder gar Mosessandalen werden da als Weindüfte beschrieben, verhaltene, umhüllte, nackte oder gar leicht bekleidete Tannine werden hinterfragt, von filigraner Nase wird parliert. Die Liste der Attribute für die verschiedenen Weine ist endlos. Cui bono ?
In den Anfängen meines Lebens als Hobbyweinhändler wunderte ich mich immer über die sensationellen Sinneswahrnehmungen der Weinjournalistengilde und der Degustationskoryphäen. So ganz wohl war es mir dann auch nicht, als ich zu versuchen begann, meine importierten Weine auch im ähnlichen Stil zu beschreiben. Wenn es für mich also mal nicht so purpur- oder kirschrot ausschaute und nicht gar nach Sprünglischokolade, vermoderten Pilzen oder frühlingshaften Kastanienwäldern roch, oder die Tannine für meinen Geschmack etwas kratzender waren als für andere, ich dachte, die andern könnten es halt einfach besser. Trotzdem konnte ich den Juristen in mir und damit den Drang nach Objektivierung eines Sachverhalts auf die Dauer nicht unterdrücken. Meine Zweifel an dieser für mich nicht objektivierbaren Sinneswelt wuchsen zusehends. Und je mehr bekannte Oenologen und Weinfachleute ich bei Degustationen kennenlernte, desto berechtigter schien mir meine latente Kritik.
Mein Credo deshalb ganz simpel: Wein und Olivenöl sind Geschmacks- und Vertrauenssache. Wir importieren nur Originalabfüllungen aus Betrieben, die ich persönlich kenne. Wenn möglich bevorzuge ich in den einzelnen Regionen den kleinen familiären Betrieb. Selten und nur zugunsten sehr guter Qualität mache ich auch mal Konzessionen und weiche von diesem Grundsatz ab und berücksichtige auch mal einen grösseren Betrieb.
In der schnellebigen korrupten italienischen Weingesetzgebungsszene spielt für mich weder DOC noch DOCG oder DOCGGGGG... eine Rolle (auch das ein Geheimnis, das nicht erst seit dem Tangentopoloskandal gelüftet werden darf: Hand aufs Herz, wer würde in Italien Beamte von einer staatlichen, halbstaatlichen oder konsorzialen Degustationskommission kennen, die nicht bestechlich sind ... ?) Für mich als Einkäufer ist der Kontakt mit und das persönliche Verhältnis zu den Produzentinnen und Produzenten entscheidend. Nur sie sind Garanten für die Qualität.
Terrible simplificateur ? Seit ich mit verschiedenen renommierten Koryphäen im italienischen Weingeschäft mitdegustieren durfte und bemerkte, dass deren Urteile im Blindtest oft anders ausfallen als im offenen Test, mache ich mir zudem über den Einfluss einer schönen Etikette oder eines berühmten Namens und deren Sinnkonditionierung keine Illusionen mehr. Zudem ist der Weingenuss immer auch dem Stimmungsbarometer unterworfen. Ein Wein kann an einem Tag ausgezeichnet schmecken und schon am nächsten – der Teufel soll’s holen – ist derselbe ganz anders.
Konsument/innen sollen sich auf die eigenen Sinne verlassen, und wenn die Kriterien Auge, Nase und Mund vernünftig eingesetzt werden, dann kann man bei der Auswahl der Weine für den eigenen Geschmack fast nur richtig liegen. Der einzige ehrliche Umgang mit dem faszinierenden Kulturgut Wein ist der Einsatz der eigenen Sinnesorgane und das schlüssige Urteil auf die Frage: gefällt er, ja oder nein ! Dieses Urteil können Sie sich anlässlich unserer sporadisch stattfindenden Degustationen selbst bilden, oder falls Sie nicht dabeisein können, in aller Ruhe bei sich zuhause, wenn Sie einen Degustaionskarton bestellen.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der einen oder andern Neuentdeckung.
Beat Rieben
Rieben Weine - migliori vini d'Italia